Der letzte Tag. Welches Ziel stelle ich mir? Eine entspannte Ausfahrt, ein wenig die Lücken schließen, die sich im Strassennetz in 'meinem' Revier noch zeigen - kleine Wege probieren, von denen ich weiß, dass sie perfekt für uns Rennradler geeignet sind - also einfach treiben lassen. Natürlich nicht zu kurz, die 1000km Marke will geknackt werden.
Los. Der erste Tag ohne Unterhemd, kurz-kurz, im neuen, kleinen Schwarzen. Auf dem schwarzen Storck-Rad (Vision-Light mit Chorus 10fach und Zondas - wen's interssiert) nach Süden, an der Küstenstrasse bis Can Picafort - bald darauf nach Santa Margalida, auf dem Weg dorthin meine erste freilaufende Schildkröte in Europa entdeckt, was mich zum ersten Mal ausgebremst hat. Meine Fahrlust ist unglaublich - Jagdgefühl, alles was mit Rennrädern unterwegs ist, wird verfolgt, ein- und überholt, ich fühle mich stark - toll. Ein paar Nebenstrassen um das Dorf herum und die Wege führen mich über Muro nach Sa Pobla und nach Campanet - eh ich mich versehe bin ich Selva und dort ist.....
Jo.
Der Anstieg zur Tankstelle.
_DIE_ Tankstelle. Jeder Rennradler auf Malle weiß, was mit der Tankstelle gemeint ist, naja, fast jeder. Auf Hürzeler Karten (die besten Karten zum Radeln hier, weil sie als einzige fast tagesaktuell die Strassenzustände berücksichtigen) ist inzwischen nu rnoch die Tankstelle eingetragen. Waren es vor Jahren noch mehrere Tankstellen (im Sinne einer 'Rast zum Auftanken') auf den Radkarten - hat nur noch SIE überlebt: Die Tanke am Coll de Sa Batalla. Dem wunderbaren (neu geteerten!!) Anstieg hoch von Selva zum Kloster Lluc. In entspannten 5 bis 6 % finden sich hier früher oder später alle Radler ein: die Bolzer, die an diesem ca 450 Meter Anstieg mal einen Bergsprint durchziehen, die Geniesser, die die Schönheit des schattigen Anstiegs genießen, die Tapferen, die sich den ersten Berg der Saison wenigstens durch schöne Blicke erleichtern wollen und die Poser, die raufahren, um oben von allen anderen bewundert zu werden.
Oben.
Da ist tatsächlich eine Tankstelle - hin und wieder sogar ein Auto - und ein Cafe. Und ca 2 bis 3000 Radler - grob geschätzt. Räder ordentlich auf die bereitgestellten Ständer platziert, im Freisitz die Erfolgreichen lässig die (mehr oder weniger) schnaufenden Neuankömmlinge betrachtend.
Heute bin ich als Poser dort, während ich bei der Auffahrt alle überholt habe bis, bis zu einem Paar, denen ich ansehe: wenn ich die überhole, gibt's Kampf. Und Kampf kann ich heute nicht. Jagen, ok. Aber nicht kämpfen - ich spüre die Erschöpfung nach 10 Tagen Mallorca durch die Muskelfasern kitzeln, mein Tempo zu fahren ist gut, auf Tempo Anderer reagieren - kann ich heute nicht. Also halte ich respektvollen Abstand zu den beiden und fahre hinter denbeiden diesen wunderbaren Berg hinauf.
Die Tankstelle
Der Rest: die wunderbare, wenn auch rumplige Abfahrt nach Pollenca, wieder im Jagdfieber mit teilweise wagemutigen (=Euphorie getriggerten) Kurvenfahrten und Autoüberholen und natürlich Überholen der vor mir Fahrenden. Dabei natürlich mit Abstand und rücksichtsvoll - ohne hoffentlich) Angst und Schrecken zu verbreiten.
....ein Jagdopfer....
Am letzten Tag nochmal ordentlich Adrenalin tanken - und gemächliches Rollen an der Küste von Pollenca nach Alcudia....und der traurige Abschied vom Radl bei Olli in der Werkstatt.
Natürlich noch ein bisserl Statistik:
6,5 Tage Radeln (den Ankunftstag zähle ich halb - weil Joyce erfolgreich den Zimmerbezug verzögerte), drei Tage (zwei davon geplant) Ruhe/Regneration
1040 km auf dem Storck
11500 Höhenmeter erradelt
in 40,5 Stunden Fahrzeit.
Und das meiste davon brav im GA1.
Öhm...und der Blick zurück?
Alles in allem: tatsächlich sehr gut. Ausnahme: 3* Hotel und der damit verbundene Familienstreit-Proll-Geräuschfaktor. Die Dauer nahezu perfekt - 10 Tage ohne Familie ist lang genug, um richtig gut zu trainieren. Mit Familie so gar nicht denkbar - die Zusammenfassung meiner Tätigkeiten: Radeln, Essen, Regenerieren(=hirnlos in die Glotze schauen) - sich mit Familie zu beschäftigen, wenn man nur annähernd ernsthaft am Formaufbau arbeiten will, halte ich für schwer machbar - ich merke es, seit dem ich wieder zu Hause bin. Dennoch bin ich froh nach elf Tagen wieder bei meinen Liebsten zu sein - also ein perfektes Trainignslager für den Radler.
Danke - ganz großes Danke an meine Familie, die mir diese Zeit ermöglich hat. Ganz großes Kino das.
Und ebenfalls ein Dank fürs Zuhören in den Tagen danach!
Gerne wieder - allerdings belasten so ein paar Tage das Familienbudget durchaus - wenn ich jedoch weiterhin so viel Überstunden habe, dann ist das zumindest zeitlich drin!
Also...ein vorsichtiges 'Aufwiedersehen Vietnam...äh...Mallorca!'
Dienstag, 4. Mai 2010
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