Mittwoch, 28. April 2010
Der längste Tag - Tag 9
Auf dem Montission
Interessant. Mieses Bauchgefühl - weil die Futterei des Vortages ein Gefühl von drei Kilo Bleibrei im Magen-Darm Trakt erzeugte und der Schlaf nicht mehr so recht gelingen will. Ursache dafür ist der sich normalisierende Flugverkehr, der auch wieder Leute auf die Insel bringt und damit auch ins Hotel. Und die meisten der Gäste sorgen dafür, dass sich alle Negativ-Klischees von Malle bestätigen: Party, laut und lang, Hauptsache nachts. Oropax hilft, aber die Nacht ist dennoch versaut - das morgendliche Aufstehen fällt extrem schwer und eine kurze Rechnung zeigt: ich kann heute und Morgen noch Radeln, um die 1000km Marke zu knacken brauche ich ungefähr noch 280 km und ich fühle mich heute nach 0 km.
Burkhard - der Guide - sieht ebenfalls nicht mehr so munter aus, heute ist sein letzter Tag - er wird am Abend fliegen.
Trotz Bleimagen breche ich auf, meinen ursprünglichen Plan, die Tramuntana zu druchqueren lasse ich sausen, ich lade den 'kurzen' 181km Track - nicht, um diese Strecke zu fahren, sondern weil mich die Route zum Randa führt, den Berg muss ich auf jeden Fall befahren, der gehört zu jedem Radprogramm auf Mallorca.
Und so fahre ich gemächlich und ohne inneren Druck dahin, denke nur, dass ich mir nix beweisen muss und das schöne Wetter geniessen kann.
Am Ende des Tages stehen knapp 208 km und über 2000 Höhenmeter, ein kräftiger Schauer, den ich im Cafe auf San Salvador ausgesessen habe und eine gewisse Überraschung zu Buche. Die Strecke ist ordentlich, ich habe den Streifzug recht weit in den Süden der Insel ausgedehnt - vor mir blauer Himmel. Unterwegs regte sich der Gedanke nochmal sden wunderschönen Anstieg nach San Salvador zu fahren, um dort oben am Kirchenbrunnen, die Wasserflaschen nachzufüllen und die Aussicht zu geniessen. Am Wendepunkt der Tour überfällt mich ein Schrecken: der bisherige Blick war in den weiten Blaueb Himmel gerichtet, nach Süden - ich Wende, um Kurs auf 'zu Hause' zu nehmen und blicke in eine schwarze Wand aus dunkel dräuenden, düsteren Wolkenbergen -Au weia, das sieht nach Weltuntergang aus.
Ich überlege: hoch zum San Salvador - da kann ich mit ein wenig Glück überblicken, wo es überall wie aus Eimern schüttet und vielleicht bei Caffe con Leche das Abregenen der Wolken abwarten. Also hoch, Wasser auffüllen und ins Cafe - in dem ich nun de rletzte Gast bin, alle Ausflügler sind bereits geflüchtet, egal ob mit Auto oder Rad. Ich fühle mich sehr einsam. Und sehe, dass die Wolken sich auf den höchsten Punkt der Umgebung zubewegen - auf den Berg, den ich gerade erradelt habe.
Es schüttet.
Die Wolken versammeln sich.....
Und schüttet. Zwei Caffe con Leche und zwei Mandelkuchen später, läßt der Regen wieder nach, ich zahle, packe mich sehr umständlich und langsam in Armlinge, Beinlinge, Windweste, um dem aufgefrischten Wind ein wenig zu trotzen. Während meiner langsamen Einkleideaktion läßt de rregen vollends nach, und zwei weitere Minuten später ist de rHimmel Blau...und ein bisserl weiß, aber nichts deutet auf den Regenguß von vor 15 Minuten hin.
....und verziehen sich wieder!
15km und eine Eiertanzabfahrt später sind die Strassen wieder trocken, herrlichstes Wetter und ich komme glücklich und recht entspannt ins Hotel, wo ich erfahre, dass dort keine Wolke den Himmel getrübt hatte.
So ergab sich völlig unerwartet am Tag des miesesten Bauchgefühls am Ende einer der schönsten und entspanntesten und sogar der längsten Tour meines ganzen Aufenthaltes.
So kann's gehen, wenn man nur mal kurz die Nase und das Rad an die Luft bringt.
Schön war's, lang und erlebnisreich.
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