Der andere Radler ist ein ehemaliger Triathlet (Hobby), der nurmehr Radelt, da die Knie das Laufen nicht mehr mitmachen. Seine Frau ist Begleiterin – im Auto, nicht per Rad. Beide nicht kontaktscheu, ebenso unser Guide, so dass es sich ungezwungen quatschen und ob der Flugsituation trefflich spekulieren lässt. Da Wochenende ist, finden keine geführten Touren statt. So klicke ich mir eine vermeintlich mäßig bergige Strecke in den Südosten zusammen und gegen 11:00 Uhr geht’s endlich los – die erste echte Radltour auf Malle – mit Beinlingen, der neuen Hose, Armlingen, Unterhemd und Trikot; warm ist woanders. Dafür ist’s schön. Auf der großen Straße nach Süden – kaum Verkehr, keine Busse (Samstag ist klassischer Wechseltag – da aber niemand rauskann und niemand ankommt ist weder Transfer- noch Ausflugsverkehr unterwegs). Bei schönem (wenn auch kühlem)Wetter nach Artá, von dort zur Ermita de Betlem
und dann auf einer abseits gelegenen Route ins Landesinnere. Toller Plan. Schlechte Umsetzung. Wie mir Burckhart der Guide schon morgens sagte: Straßen verschwinden hin und wieder mal auf der Insel. Zuerst verschwindet der Belag – Schicht für Schicht – katastrophal mit dem Rennrad. In ständiger Sorge um eine Reifenpanne quäle ich mich zu der Kreuzung, von der ich Besserung erhoffe, nur um feststellen zu dürfen, dass die Straße dort einer Mischung aus Kiesgruben, Schlaglöchern und freier Vegetation gewichen war. Ich entscheide mich, auf der ursprünglichen Straße weiterzufahren – in der Hoffnung, dass deren Qualität zumindest nicht schlechter wird und ich in
spätestens 10 km wieder auf etwas Befahrbares komme. Die Piste geht hoch und runter, hier in diesem hügeligen Bereich, weht kein Wind – die Sonne brennt, ein Hungerast naht, ich fühle mich verlassen – denn hier fährt niemand mehr, kein Auto und schon gar kein Radler. Als dann auch noch ein Hund anfängt zu bellen, dem Vernehmen nach mindestens so groß wie ein Elefant und hörbar wütend, ob dieses hirnrissigen Eindringlings fühle ich mich völlig entmutigt. Nicht einmal Kondensstreifen am Himmel deuten darauf hin, dass ich noch im hier und jetzt bin und nicht durch einen Zeitsprung irgendwo in MadMax Land gelandet bin.
Der Hund kommt nicht. Der Poweriegel löst den Hungerast auf und nach drei Kilometern wird die Straße schon wieder miserabel, dann richtig schlecht, dann schlecht, mies und schließlich akzeptabel. Es gibt noch zwei Stellen, wo die Straße nicht nur schlecht geworden war – sondern einfach weg. Nix mehr da – einmal werde ich auf ein Stück Autobahn gezwungen, die netterweise sofort eine Ausfahrt anbietet, die ich zwar nicht kenne, die mich aber auf meine Tour zurückführt. Später am Computer erkenne ich die neuen Trassen, als ich die Touren vom GPS auf die Karte projiziere: keine Straße weit und breit auf der Karte. Der Rückweg wird ebenfalls wieder windig – und kalt. Im Hotel brauche ich eine Stunde, um mich aufzuwärmen – nach der heißen Dusche. Zwei Lehren ziehe ich aus den ersten beiden Touren: vergiss die Routenplanung in den Städten und nimm immer was Warmes zum Anziehen mit. Dennoch eine sehr schöne Tour, trotz der geschilderten Fährnisse: die Ermita Betlem und die Anfahrt dahin ist wunderschön; in Artá ist die Burgkirche ein spektakuläres Aussichtsziel (siehe Bilder) und im Landesinneren sind auf den – meistens – guten Straßen oft mehr Radler als Autos unterwegs – Letztere fahren außerdem äußerst rücksichtsvoll und zeigen ein extrem entspanntes und gelassenes Verhältnis gegenüber den (Renn)radlernNach ungefähr zwei Kilogramm schaufelnder Nahrungsaufnahme und der darauffolgenden Apathie auf dem Bett, lausche ich der Performance des Animationsteams vor meiner Terrasse bis Mitternacht – ohne Verärgerung, sondern gesättigter Gelassenheit – bis ich schließlich hinwegschlafe und nichts von der lautstarken Poolparty einiger Britischer Alkoholtalente mitbekomme, erschöpft aber glücklich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen